DGB-Chef Schulte denkt an 25-Stunden-Woche
'Ein Stueck konkreter Utopie'

Sueddeutsche Zeitung, 29. Juli, 1997 - Politik, S. 4

Bremen (AP/dpa) - DGB-Chef Dieter Schulte hat eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit auf 25 Stunden ins Gespraech gebracht. 'Wenn man sich die Produktivitaetsfortschritte anschaut, dann kann man die 25-Stunden-Woche schon als ein Stueck konkreter Utopie im Kopf behalten', sagte Schulte den Bremer Nachrichten. Wenn das Arbeitsvolumen insgesamt ruecklaeufig sei, muesse Arbeitszeit reduziert werden. Darueber herrsche Konsens in den Gewerkschaften. 'Der Dissens entsteht dort, wo ein Vorschlag wie der nach der 32-Stunden-Woche als Rezept gegen Arbeitslosigkeit allen verschrieben werden soll', sagte Schulte. Er plaediere fuer geregelte Wahlmoeglichkeiten. In unterschiedlichen Betrieben muesse nach unterschiedlichen Loesungen gesucht werden.

Der DGB ist nach Aussage von Vorstandsmitglied Regina Goerner zu weiteren Tarifverhandlungen ueber mehr Ausbildungsplaetze bereit. Voraussetzung seien aber klare Zusagen der Arbeitgeber, Zugestaendnisse auch tatsaechlich in zusaetzliche Lehrstellen umzusetzen. Damit reagierte sie auf Forderungen des Praesidenten der Bundesanstalt fuer Arbeit, Bernhard Jagoda, durch Tarifverhandlungen und geringere Ausbildungsverguetungen mehr Lehrstellen zu schaffen. Die Verantwortung fuer ein ausreichendes Ausbildungsangebot duerfe aber nicht den Arbeitnehmern zugeschoben werden, sonst koenne man auch das Lehrgeld wieder einfuehren. Verantwortlich fuer ein ausreichendes Lehrstellenangebot bleibe die Wirtschaft, wie das Bundesverfassungsgericht bereits 1970 festgestellt habe.

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